Das Phänomen des Gaucho-Lepénisme – Motive und Konsequenzen der französischen Präsidentschaftswahl 2017

Marine Le Pen hat in den vergangenen Jahren immer größere Erfolge im tradionell linken Wählermilieu Frankreichs erzielt.


Bei der französischen Präsidentschaftswahl 2017 gewann mit Marine Le Pen eine rechtsextreme Kandidatin des Front National (FN) die Mehrheit der Wählerstimmen sowohl in der Arbeiterschaft (56%) als auch bei Menschen mit einer schwierigen Einkommenssituation (69%). Die früheren fast institutionalisierten Wahltendenzen der sozialen Schichten haben sich komplett umgekehrt – das altbekannte Links-Rechts-Schema scheint in der neuen französischen Parteienlandschaft nicht mehr zu gelten.

Frankreichs Rechte vertritt nicht mehr ausschließlich rechte Werte von Autoritarismus, Xenophobie oder Liberalismus, sondern nähert sich einem sozialen Wohlfahrtsstaat und einer Republik der Laïcité an. Und die französische Linke vertritt nicht mehr allein linke Werte, wie Gleichheit und Solidarität, sondern hat Programmatiken von Individualismus und Privatisierung in sich aufgenommen. Die Wählerwanderungen der letzten Jahre zeigen deutlich, dass sich für den Wähler eine Stimme für die Rechte und eine Stimme für die Linke ideologisch nicht mehr ausschließen.